Enge Zusammenarbeit bei der Behandlung einer älter werdenden Gesellschaft
Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH und die Bezirkskliniken Schwaben unterzeichnen Kooperationsvertrag. Am 1. November 2022 sollen in Wertingen Frührehabilitationen in der Akutgeriatrie beginnen.
Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH und die Bezirkskliniken Schwaben haben einen Kooperationsvertrag geschlossen. Ziel ist, die Versorgung von älteren Patientinnen und Patienten im Landkreis Dillingen und darüber hinaus zu optimieren. Die Kreisklinik Wertingen legt im Zuge ihrer Neuausrichtung einen Schwerpunkt unter anderem auf die geriatrische Versorgung. Die Bezirkskliniken übernehmen die psychologisch/neuropsychologischen Leistungen, die im Krankenhaus im stationären Bereich der Akutgeriatrie benötigt werden.
Geschäftsführerin Sonja Greschner begrüßt die Kooperation, die sie vor kurzem mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bezirkskliniken, Stefan Brunhuber, geschlossen hat. „Die Bezirkskliniken sind ein essenzieller Partner, um in Wertingen eine Geriatrie zu etablieren. Ihr Bezirkskrankenhaus Günzburg hat die Expertise, wovon wir profitieren. Durch die enge Vernetzung wird medizinische Qualität auf hochwertigem Niveau speziell für ältere Menschen gesichert und ist ein Baustein für unsere Vision eines Zentrums für Altersmedizin am Standort Kreisklinik Wertingen“, sagt Greschner.
Auf der Station für Akutgeriatrie soll ein auf altersbedingte Krankheitsbilder zugeschnittenes Therapieprogramm angeboten werden. Ziel sei zum einen die akutmedizinische Behandlung, um die bestmögliche Genesung der Patienten zu gewährleisten. Zum anderen sollen die Selbstständigkeit der Betroffenen und deren Lebensqualität verbessert und ihre Pflegebedürftigkeit minimiert werden. „Dazu ist eine gute interdisziplinäre, aber ebenso häuserübergreifende Zusammenarbeit notwendig“, so die Geschäftsführerin. In der Praxis bedeutet dies: Sollte jemand beispielsweise nach einem Sturz wegen eines Oberschenkelhalsbruchs in die Klinik gebracht werden, wird es erst einmal darum gehen, die Verletzung chirurgisch zu behandeln. Ist dies sichergestellt, werden sich auch die anderen medizinischen Disziplinen um den älteren Menschen kümmern: Internisten und Geriater, Pflegedienst, Therapeuten und auch Psychologen. Hier kommen dann die Bezirkskliniken ins Spiel. Zudem werden die Seelsorge und Angehörige eingebunden. Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen haben die Bezirkskliniken Schwaben per Vertrag beauftragt, die stationären Patientinnen und Patienten der neuen Hauptabteilung Akutgeriatrie unter Leitung von Chefärztin Dr. med. Martina Brielmaier, die seit 15.07.2022 gleichzeitig auch Chefärztin der Hauptabteilung Innere Medizin ist, psychologisch bzw. neuropsychologisch zu versorgen. Um eine Hauptabteilung Akutgeriatrie zu beantragen, schreibt das Fachprogramm Akutgeriatrie als eine Grundvoraussetzung vor, dass zwingend ein Psychologe/eine Psychologin dem interdisziplinären Team zur Verfügung zu stellen ist.
Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH, Markus Müller, zeigt sich überzeugt und betont, wie wertvoll die geriatrische Fachabteilung auch künftig für die Region sein wird: „Wir setzen ein Zeichen, indem wir langfristig ein Zentrum für Altersmedizin schaffen, das in seiner Vielfalt seines Gleichen sucht und bieten den künftigen Patientinnen und Patienten eine hochmoderne medizinische Versorgung, ihren Angehörigen eine offene und transparente Kommunikation und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen sicheren und attraktiven Arbeitsplatz mit viel Gestaltungsspielraum in einem Fachbereich, der aufgrund der demographischen Entwicklung künftig mehr und mehr an Bedeutung gewinnen wird.“ Müller war wichtig, solche Kooperationen im Sinne von Synergien für alle Beteiligten zu fördern.
„Bezirksrat Dr. Johann Popp, gleichzeitig stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken, freut sich ebenfalls über die stärkere Vernetzung der verschiedenen Institutionen, die an der Behandlung älterer Patienten beteiligt sind. Das Wertinger Haus biete dafür ideale Voraussetzungen und erhalte mit den Bezirkskliniken einen starken Partner.“ Popp hatte sich zuvor sehr für die künftige Kooperation der Kreiskliniken mit den Bezirkskliniken und dem damit verbundenen erweiterten Angebot am Standort Wertingen eingesetzt.
Professor Mattias W. Riepe, kommissarischer Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am BKH Günzburg und Chefarzt der dortigen Abteilung für Gerontopsychiatrie/Akutgeriatrie, befürwortet die neue Einrichtung in Wertingen. „Gerade ältere Menschen schätzen lokale Gesundheitsangebote, da die Wege kurz sind“, sagt er. Und der Bedarf sei ohnehin da, das beweise schon die Bevölkerungspyramide, wonach in Deutschland mehr Menschen 80 oder 90 Jahre alt werden als noch vor 20 Jahren. „Als Bezirkskrankenhaus Günzburg mit einer großen Klinik und einer etablierten gerontopsychiatrisch/geriatrischen Abteilung freuen wir uns auf die Kooperation mit den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen zum Nutzen und Wohle der Patient*innen“, sagt Prof. Riepe.
Bei vielen älteren Menschen mit ihrer Vielzahl an metabolischen, entzündlichen oder kardiovaskulären Erkrankungen entscheidet oft erst die erfolgreiche Behandlung der ebenfalls vorliegenden Demenzerkrankung oder Depression über den Gesamt- Behandlungserfolg, weiß Prof. Riepe. Psychologen aus Günzburg sollen in Gesprächen mit den Patienten in Wertingen feststellen, wie groß der Hilfebedarf ist. Der Chefarzt und andere Mediziner berichten davon, dass aufgrund der höheren Zahl älterer Patienten die ganzheitliche geriatrische Behandlung mit ihrer Betonung von Interdisziplinarität und Multiprofessionalität von besonderer Bedeutung ist.
Chefärztin Dr. Martina Brielmaier bezeichnet das geriatrische Gesamtkonzept in Wertingen als „super“, da so umfassend, wie man es nur ganz selten findet. „Es steht und fällt aber mit den Mitarbeitenden. Mit ihnen gemeinsam können wir etwas Tolles zum Wohle der Bevölkerung aufbauen.“ Nach momentanem Stand sei geplant, mit den Frührehabilitationen in der Akutgeriatrie am 1. November 2022 zu beginnen, bereits jetzt werden schon in der Wertinger Kreisklinik geriatrische Patientinnen und Patienten versorgt.