
Praxisnahe Beispiele aus der Geburtshilfe
Dillinger Klinik hilft Frauen mit Lipödem oder Endometriose, zwei Beispiel aus der Praxis
Dillingen Jan Olek, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Dillinger Krankenhaus, könnte ein Buch über das Leid von Frauen schreiben, die mit der Diagnose Lipödem zu ihm kommen, welche umgangssprachlich auch als Reithosenfettsucht beschrieben wird. Die Erkrankung hat vermehrtes Fettgewebe an den Gliedmaßen mit Schmerzhaftigkeit und Schweregefühl zur Folge. Auch viel Leid ertragen Frauen mit der Diagnose Endometriose, hier entzünden sich Schleimhautzellen außerhalb der Gebärmutter, im Bauchraum. „Bis die Frauen überhaupt die richtigen Diagnosen bekommen, haben sie häufig eine jahrelange Odyssee hinter sich“, so Olek. Beide Erkrankungen können vielfältige Ursachen haben, sind nicht leicht zu diagnostizieren und können eine natürliche Schwangerschaft erschweren oder gar verhindern. So klagt eine Patientin von Olek, die massive Lipödembeschwerden hat: „Ich fühle mich gerade im medizinischen Kontext oft stigmatisiert, denn viele reduzieren mich auf meinen BMI von 54, da wird sofort gesagt, ich müsse weniger essen und mehr Sport machen.“ Niemand glaube ihr, dass sie täglich 15 000 Schritte gehe, auch seien hormonelle Ursachen kaum untersucht worden, so die Patientin weiter. „Ich musste alles selbst anstoßen.“ Die vierfache Mutter ist außerdem Prädiabetikerin und wünscht sich insgesamt seitens der Medizin, „mehr Offenheit, mehr Zuhören und mehr echte Diagnostik.“ Für drei ihrer Geburten begab sich die Lipödem-Betroffene in die Hände der Dillinger Geburtshilfestation mit Jan Olek als Leiter sowie den Hebammen im hebammengeführten Kreissaal der Klinik. „Ihre Kinder kamen jedes Mal mit Kaiserschnitt zur Welt“, so Olek. Er fragt: „Hatten Sie Sorgen, wegen ihres höheren BMIs, in einer Klink nicht gut aufgenommen zu werden?“ Die Patientin antwortet darauf: „Ehrlich gesagt, hier in Dillingen nie, auch nicht wegen meines Gewichts.“ Bei allen Geburten in der Kreisklinik habe sie sich gut aufgehoben gefühlt. Und sie kann es auch begründen: „Das Zwischenmenschliche war entscheidend, das Team hier, die Atmosphäre, wie man empfangen wird. Bei allen vorangegangenen Geburten waren meine Erfahrungen positiv.“ Sie sei zuvor auch anderswo in Behandlung gewesen, aber letztlich sei für sie klar gewesen, „ich möchte wieder nach Dillingen.“
Olek berichtet über eine weitere Patientin mit Kinderwunsch, diesmal mit einer ausgeprägten Endometriose. Sie durfte sich nach der Behandlung durch Olek über eine spontane Schwangerschaft freuen. Denn Olek ist im Dillinger Krankenhaus auch Leiter des dort angesiedelten sowie zertifizierten Endometriosezentrums. Sein Wissen erwarb er unter anderem rund zehn Jahre lang mit vielen Fällen von Endometriose in einer Dortmunder Klinik. Auch deshalb erhielt er die Zertifizierung für eine adäquate Behandlung dieser Erkrankung durch die Europäische Endometriose Liga. Die Frau beschreibt die Jahre mit unerfülltem Kinderwunsch als körperlich und seelisch belastend: „Es dauerte lang bis zur Diagnose Endometriose, bis dahin war alles diffus, mit starken Periodenschmerzen, Verdauungsproblemen und Erschöpfung, niemand ordnete das richtig ein.“ Es folgte eine Behandlungs-Odyssee: Hormontherapien, Kinderwunschdiagnostik, Kinderwunschbehandlungen, darunter auch eine künstliche Befruchtung. „Leider blieb auch das alles ohne Erfolg, es war ein ständiges Auf und Ab zwischen Hoffnung und Enttäuschung“, so die Patientin. Erst nach einer Operation in der Dillinger Klinik erfolgte der Wendepunkt: „Als die Endometrioseherde entfernt waren, stellte ich meinen Lebensstil um, beschäftigte mich intensiv mit meiner Ernährung und achtete mehr auf mich.“ Nach Jahren sei es ihr erstmals körperlich und mental besser gegangen. „Und dann, vier Monate nach der OP war ich plötzlich schwanger – auf natürlichem Weg, ich konnte es kaum glauben.“ Sie wünscht sich wie die Patientin zuvor vor allem: von der medizinischen Betreuung ernst genommen und nicht abgespeist zu werden. Endometriose müsse früher erkannt und differenziert behandelt werden, daher ergänzt sie ihren Wunsch um mehr spezialisierte Zentren wie in der Dillinger Kreisklinik.
Infos unter www.khdw.de