Klinikreform. Als Grundversorger wollen die Krankenhäuser erste Anlaufstelle bleiben
Landkreis Dillingen Mai 2024 hat das Bundesgesundheitsministerium den interaktiven Klinik-Atlas veröffentlicht mit dem Ziel schnell und verständlich zu erfahren, welche Klinik welche Leistung mit welcher Qualität anbietet. So wird es laut Bundesgesundheitsministerium ermöglicht, eine informierte Entscheidung darüber treffen zu können, welches Krankenhaus für den individuellen Fall geeignet ist – und das auch ohne Vorkenntnisse im Gesundheitswesen.
Der Klinik-Atlas muss mittlerweile viel Kritik einstecken und bereits ein erstes kleines Update erfahren. Als „nicht zuträglich für die medizinische Ausrichtung der Kreiskliniken“, bezeichnet Greschner den seit Mai 2024 von Bundesgesundheitsminister Lauterbach propagierte „Bundes-Klinik-Atlas online“. „Wir sind darin als Grundversorger für viele medizinische Leistungen entweder nicht oder sogar falsch präsentiert, dies führt in die Irre und ist in keinster Weise vertrauensbildend“, so Greschner. Sie fordert daher, den Atlas mit größter Vorsicht zu behandeln, besser Rücksprache mit den Ärzten zu halten oder sich direkt mit den Kreiskliniken in Kontakt zu setzen. Sie sagt bestimmt: „Unsere Kliniken im Landkreis Dillingen können eine umfängliche Versorgung nachweisen.“ Fast schon ärgerlich weist sie darauf hin, dass der Online-Atlas mehr Transparenz im Hinblick auf die Versorgungsqualität versprach, doch das Gegenteil sei der Fall. „Er weist grobe handwerkliche Fehler auf, denn die aus Routinedaten von verschiedenen Instituten entnommenen Zahlen haben mit der Realität kaum etwas gemeinsam, sind nicht plausibel, veraltet oder falsch.“ Denn die Kreiskliniken und deren Leistungsspektrum seien nicht nur bei der Bevölkerung angesehen, sondern gelten auch als attraktiver Arbeitgeber mit guten Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten.
Für viele Menschen in der Region sind die Kreiskliniken als Grundversorger erste Anlaufstelle für eine wohnortnahe Versorgung von akuten Verletzungen und Erkrankungen. Sonja Greschner, Geschäftsführerin der beiden Krankenhäuser in Dillingen und Wertingen erklärt dazu: „Darüber hinaus werden sie von einer stetig wachsenden Zahl von Patienten und Patientinnen auch für spezielle Behandlungen insbesondere im Bereich der Orthopädie und Akutgeriatrie aufgesucht.“ Um die beiden Häuser zu stärken, setzt Greschner und ihr Team gezielt auf Konzentration und Bündelung der Behandlungsmöglichkeiten. „Zum Beispiel sind bei akuten Notsituationen und Erkrankungen neben der Behandlung von internistischen Erkrankungen auch chirurgische und unfallchirurgische Notfälle ein besonderer Schwerpunkt in unseren beiden Kliniken.“ Um den hohen wirtschaftlichen Belastungen und dem akuten Fachkräftemangel, sowie der bevorstehenden Klinikreform aktiv begegnen zu können, wurde laut Greschner ein Medizinkonzept erarbeitet, welches zu Beginn des Jahres 2024 in Kraft trat. Es soll die klinische Gesundheitsversorgung im Landkreis Dillingen sichern, „im Bewusstsein, dass eine stetige Weiterentwicklung notwendig ist“, so die Geschäftsführerin. Das Herzstück dieses Konzepts sei, weiterhin die umfassende Grundversorgung durch Konzentration und Bündelung der stationären medizinischen Leistungen dank starker Diagnostik und Therapie sicherzustellen. „Es wurden Abteilungen wie die Unfall- und orthopädische Chirurgie, die Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie sowie die der Anästhesie und Intensivmedizin zusammengelegt.“ Damit habe man Doppelvorhaltungen in der Grundversorgung abgebaut. „Gleichzeitig können unsere Ärzte durch die Konzentration unsere Patienten und Patientinnen optimal vor Ort behandeln und die Qualität ihrer Versorgung erhöhen.“
Da das gesamte Gesundheitswesen vor vielfältigen Herausforderungen stehe, habe man sich neben den Notfall- und stationären Leistungen schon seit Jahren intensiv mit einem notwendigen Angebot an ambulanten Leistungen beschäftigt und diese stetig ausgebaut. Greschner erwähnt hierzu neben der ambulanten Chirurgie und die Innere Medizin insbesondere die 100prozentige Tochtergesellschaft der Kreiskliniken – das „Medizinische Versorgungszentrum DLG MVZ GmbH“. „Dieser Praxisbetrieb unter dem Dach der Dillinger Klinik kann ein breites Leistungsspektrum in der Allgemeinmedizin, in der hausärztlichen Versorgung, in der Chirurgie und Unfallchirurgie sowie in der Frauenheilkunde und Psychiatrie sowie Psychotherapie anbieten.“ Sie versichert: „Durch diese Konzentration auf die Kompetenzen in den verschiedensten medizinischen Leistungsbereichen sichern wir in der Gesundheitsversorgung nicht nur den aktuellen Bedarf und die kommenden Trends, sondern können auch hier zukunftsorientiert und qualitativ zum Wohl der Menschen behandeln.“ Neben der ambulanten Kooperation mit ansässigen Arztpraxen spiele auch die seit 2021 konsequente Intensivierung von Kooperationen mit externen umliegenden Kliniken. Dies gelte insbesondere für Fälle, die eine spezielle Behandlung erfordern, zum Beispiel in der Versorgung von kardiologischen Fällen oder bei der Behandlung von Schwerstverletzten. „Auch dieses strategische Zusammenwirken gewährleistet, dass die Menschen im Landkreis optimal erstversorgt werden und Zugang zu speziellen Leistungen und modernsten Behandlungsmethoden erhalten“, sagt Greschner. Ein weiterer neuer Baustein sei die medizinische Ausrichtung, die sich an der Gesundheitsreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach orientiere. „Unser Ziel ist es, uns nicht von den demographischen, wirtschaftlichen und vor allem gesetzgeberischen Vorgaben treiben zu lassen.“ Die Geschäftsführerin der beiden Kreiskliniken Dillingen und Wertingen erklärt: „Die Landkreise Dillingen und Günzburg betrachten und bewerten landkreis- und sektorenübergreifend die derzeitige Gesundheitsversorgung, um dann gemeinsam die notwendigen Weichen stellen zu können.“ Dabei habe man immer die gemeinsame medizinische Versorgungssituation in der Region im Blick und beziehe auch die Angebote der umliegenden Landkreise mit ein. Sie ist sich sicher, nur aus einer gemeinsamen Stärke heraus, sei man für die Zukunft gut aufgestellt.